Gernsheimer Hochseekameradschaft e.V.

Rund um die Segelyacht Moby Dick III.

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berichte:2000:segeltoern_von_brest_nach_gran_canaria

Segeltörn von Brest nach Gran Canaria

Bezeichnung:
Segeltörn von Brest nach Gran Canaria
Fahrtgebiet:
Atlantik
Törnstart:
2000-09-13
Törnende:
2000-09-30
Hafenstart:
Brest
Hafenende:
Gran Canaria
Skipper:
Wolfgang Lutz
Autor:
Antje Mucha

Segeltörn von Brest nach Gran Canaria

13. September 2000 –30. September 2000

Mittwoch, 13. September/ Donnerstag 14. September 2000

Um 18.00 Uhr trafen die ersten Crewmitglieder bei uns ein: Heiner und Dieter aus Erlangen bzw. München, und Lutz aus Einhausen. Unser Skipper Wolfgang kam mit einem geräumigen 8-Sitzer Mercedes-Bus und wir luden Lebensmittel, Gepäck und 120 l Diesel ein. (Letzteres als Sicherheit wegen des Benzin-Streiks in Frankreich) Zum Schluss traf noch Heinz ein, und Ernst kam um uns gute Fahrt zu wünschen. Um 20.30 Uhr ging’s los! Alles lief bestens, bis wir Paris erreichten, denn dort gab es keine weiterführenden Straßenschilder – Paris ist halt der Nabel der Welt! Aber Reinhold und Dieter brachten uns mit vereinten Kräften wieder auf den richtigen Weg. Um 5.00 Uhr tankten wir zum ersten mal aus unseren mitgeführten Kanistern. Die Cafeteria auf dem Rastplatz machte gerade auf, und es roch verführerisch nach ganz frischen Croissants, die wir dann auch probierten. Nach 12 Stunden Fahrt (1111 km) und nochmaligem Nachtanken erreichten wir Brest. Nach dem wir die Crew an Bord über unsere Ankunft informiert hatten, gingen wir in den Supermarkt, um dort noch frischen Proviant, wie Obst, Gemüse, Käse, Brot, Wasser und Wein einzukaufen. Der Supermarkt war riesig, und die Suche der einzelnen Artikel war sehr zeitaufwendig. Danach nahmen wir noch ein zweites Frühstück mit Baguette und Broiche ein, dann ging’s zum Hafen. Nachdem die Übergabeformalitäten erledigt und die Vorcrew abgefahren war, setzten wir uns erst einmal in die Plicht und stießen mit Bier und Sherry auf eine gute Fahrt an. Dann ging’s ans Arbeiten. Heiner, Lutz und ich verstauten Gepäck und Proviant und das war eine ganze Menge! (7 Personen, 16 Tage und mindestens 10 Tage kein Hafen zum Nachbunkern) Wolfgang, Reinhold, Heinz und Dieter waren für die Technik zuständig: Radar anbringen, die defekte Scheibe am Vorderluk reparieren und den Kompressor verstauen. Nach getaner Arbeit gingen Heiner und ich zum Hafenamt und zahlten unsere Liegegebühren und um 19.00 Uhr waren wir dann abmarschbereit, um zum Essen zu gehen. Heiner hatte Fischlokale ausfindig gemacht und lt. Karte war es ein kleiner Spazierweg! Aber die Karte war wahrscheinlich nicht maßstabsgetreu, denn es dauerte 1,5 Stunden bis wir das Hafengebiet erreichten in dem sich die Restaurants befinden sollten. Das erste Lokal sah schon sehr vielversprechend aus, aber wir wollten uns erst noch das Zweite ansehen. Leider war dort alles reserviert, also ging’s wieder zurück. In einem gemütlichen Raum, den wir ganz für uns alleine hatten, ließen wir uns erschöpft auf die Stühle sinken. Eine riesige Platte mit Meeresfrüchten (Austern, verschiedene Arten von Muscheln, Garnelen, Langusten uns Krebse) und einige Krüge Hauswein entschädigten uns für den lange Weg. Um 24.00 Uhr fuhren wir gut gelaunt mit dem Taxi zurück ans Schiff.

Freitag, 15. September 2000

Am nächsten Morgen war um 6.00 Uhr Wecken und Frühstück, um dann um 8.00 Uhr mit ablaufender Höchsttide unter Motor auszulaufen. Leider sah das Wetter nicht besonders aus: Grauer Himmel, Wind bis 6 Bft. und dementsprechende Wellen. Später kam zu dem Wasser, was über den Bug spritzte, auch noch heftiger Regen von oben hinzu. Da wir die ganze Zeit motoren mussten, stampfte das Schiff arg. Die Folge davon war, dass Dieter ganz flach lag und es mir auch nicht gut ging. Außerdem war mein Segelanzug den Wassermassen nicht gewachsen, ich wurde nass und fror. Gegen Mittag hörte es auf zu regnen, die Sonne wagte sich hervor und als wir aus der langgestreckten Bucht von Brest heraus waren, setzten wir die Segel und machten eine Fahrt von 7-9 kn. Die Wellen wurden jetzt etwas länger und somit angenehmer. Zwischenzeitlich hatte Heinz versucht einen Eintopf zu wärmen, aber der Petroleumkocher war schwer in Gang zu bringen und rußte nur. Also wurde der Versuch abgebrochen und später noch einmal erfolgreich wiederholt. Aber das Essen fand keinen großen Anklang, weil die meisten Mägen sich noch nicht an die Schaukelei gewöhnt hatten. Die eine Hälfte des „Feuertopfs“ wurde gegessen und die andere bekam „Rasmus“. Um 23.00 Uhr hatten Reinhold und ich unsere erste Nachtwache. Es war schon ein tolles Erlebnis in der Nacht zu segeln und den Mond in völliger Dunkelheit aufgehen zu sehen. Aber bald bekam ich den wenigen Schlaf zu spüren, mir verschwammen die Zahlen im Kompass vor den Augen und ich war froh, als unsere Wache zu Ende war. Ich habe wider Erwarten gut geschlafen, trotz des feuchten Schlafsackes, denn das reparierte Luk war leider nicht ganz dicht und das Wasser war auf meine Koje gelaufen.

Samstag, 16. September 2000

Um 8.00 Uhr morgens war unsere nächste Wache. Als ich auf den Wach- und Küchenplan schaute, stellte ich erschrocken fest, dass ich Küchendienst hatte! Also konnte ich mir von „Sascha“ meine Kaffee nicht an Deck bringen lassen, sondern musste selbst Hand anlegen: Kaffee kochen, Brot und Wurst schneiden usw. Als ich an Deck kam, erwartete mich schönster Sonnenschein, aber es gab kaum noch Wind und der Motor musste mitlaufen. Am Ruder konnte ich schon im T-Shirt stehen, es war schon fast „Badeanzug-Wetter“. Mittags beschloss die Allgemeinheit, dass ich Ratatouille kochen sollte. Mit einigen Schwierigkeiten setzte Wolfgang die zweite Brennstelle des Petroleumkochers in Gang. Sie brannte nicht so optimal, aber dafür war das Ergebnis des Kochens um so besser. Das Ratatouille schmeckte sehr gut, dazu gab es Reis und als Nachtisch Erdbeer-Vanille-Pudding. Das Ganze konnten wir an Ernst’s neuer Tischkonstruktion in der Blicht und in Begleitung von drei Delphinen genießen. Am Nachmittag haben Wolfgang und Reinhold die Düse der linken Brennstelle auseinander genommen und gereinigt. Das dazu benötigte „Spezialwerkzeug“ hatte ich dabei: Pinzette und dünne Nähnadel! Nach dem Zusammenbauen funktionierte alles wieder einwandfrei. Weitere Reparaturmaßnahmen waren die beiden Luken im Vorschiff und in der Mittelkoje dicht zu kriegen, mit gleichem guten Erfolg. Zum Abendbrot gab es belegte Brote und Weiß- oder Rosewein. Um 20.00 Uhr hatten Reinhold und ich Wache und es verlief alles problemlos. Da sich der Himmel bewölkt hatte, war es stockdunkel aber noch trocken.

Sonntag, 17. September 2000

Während der Nacht frischte der Wind auf, so dass Segel gesetzt werden konnten, aber leider fing es auch wieder an zu regnen. Als wir zur Wache an Deck mussten, zog ich mir vorsorglich gelbes Ölzeug an, welches ich mir aus den Schiffsbeständen auslieh. Das Schiff ließ sich sehr schwer steuern, denn der Wind kam aus unterschiedlichen Richtungen. Das Gewitter zog sich immer mehr um uns zusammen und plötzlich setzte der Wind ganz aus. Reinhold startete den Motor und Genua Besan wurden eingeholt. Kurze Zeit später frischte der Wind wieder auf und wir setzten die Segel neu. Nach dieser abwechslungsreichen Wache waren wir froh, als wir uns ins Bett legen konnten. Ein Pluspunkt war, das gelbe Ölzeug hielt trocken! Als wir kurz vor 10.00 Uhr wieder aus den Kojen krabbelten und einen Blick in die Messe warfen, roch es verführerisch nach Kaffee! Zum ersten Mal brachten wir die Schlingerleisten am Tisch in der Messe an. Trotzdem musste man Tassen, Besteck, Marmeladen- und Buttertöpfe festhalten. Zwischenzeitlich hatten wir Besuch bekommen. Ein kleines Rotschwänzchen hatte sich an Deck niedergelassen und zwei Wale kreuzten unseren Weg. Lutz hatte sich entschlossen, zum Mittagessen Rouladen, Kartoffeln und Salat zu machen. Wieder einmal streikte der linke Brenner des Petroleumofens und wir nahmen zusätzlich den Gaskocher in Betrieb. Das Sonntagsessen schmeckte hervorragend, zumal wir wieder draußen auftischen konnten, denn das Wetter hatte sich gebessert. Plötzlich meinte Dieter, der am Ruder stand, er hätte einen Wal gesehen. Alle meinten er wolle uns nur von unseren guten Rouladen ablenken, aber es war wirklich ein großer Wal. Am Nachmittag hatten wir die Nordspitze Spaniens erreicht und standen vor der Entscheidung, entweder in Richtung Spanien zu segeln und dann quer rüber nach Madeira, oder direkt in Richtung Madeira, was sechs weitere Tage auf See bedeutete. Die Mannschaft war geschlossen für die zweite Variante, und so wurde ein neuer Kurs angesetzt. Nach unserem Wachende haben wir noch eine Kleinigkeit gegessen, mit Wein nachgespült und sind dann zu Bett gegangen.

Montag, 18. September 2000

Bei unserer Wachübernahme um 2.00 Uhr war der Himmel klar und Mond und Sterne gut zu sehen. Zunächst lief das Schiff gut, aber nach und nach schlief der Wind ein und wir mussten den Motor anlassen. Nach einer halben Stunde konnten wir die Segel wieder setzen, somit war diese Wache recht kurzweilig. Nach vier Stunden Schlaf kamen wir gerade wieder richtig zum Frühstück. Dieter hatte Backschaft und es gab sogar wachsweich gekochte Eier! Am Vormittag versuchten Reinhold und Wolfgang hinter die Geheimnisse des Navigators zu kommen, mit einem Teilerfolg: Es gab jetzt ein Innen- und Außenanzeige, die aber noch leicht differierte. Derweil stand Dieter den ganzen Morgen in der Kombüse und bereitete bei einigem Wellengang das Mittagessen zu: Spaghetti Carbonara rosso mit Eisbergsalat. Die Mannschaft war sehr zufrieden. Gegen Abend verschlechterte sich das Wetter. Bei ca. 6 Windstärken rollen wir die Genua halb ein und reffen das Groß. Später gesellte sich zu allem Überfluss noch heftiger Regen hinzu.

Dienstag, 19. September 2000

Als wir unsere Nachtwache um 23.00 Uhr antraten, herrscht groß Aufregung! Das Kompasslicht war ausgefallen und der Wind blies stärker als zuvor. Alle verfügbaren Taschenlampen wurden zusammengesucht und immer zwei am Kompass festgebunden. Wolfgang übernahm meinen Teil der Wache, weil es draußen gut zur Sache ging und ich das Ruder einfach nicht halten konnte. Ich hätte doch besser ein paar Brote mehr essen sollen! Ich blieb aber im Kartenraum in Rufbereitschaft und übernahm Arbeiten wie Batteriewechsel in den Taschenlampen, Logbuch-Eintragungen und brachte Reinhold und Wolfgang Getränke und etwas zur Stärkung. Gegen Morgen, Heiner und Lutz hatten Wache, frischte der Wind in Böen bis zu 9 Windstärken auf. Eine Böe erfasste das Schiff und drehte es, so dass Groß und Besan auf die andere Seite schlugen. Ohne Bullstander wäre es eine Patenthalse geworden. Allerdings hatte sich die Dirk am Gestell des Windgenerator verhakt. Im Nu war die Mannschaft an Deck, die Segel wurden eingeholt und der Motor gestartet. Mit dem Bootshaken wurde mit Erfolg versucht die Dirk wieder freizubekommen. Als es dämmerte sahen wir, dass das Gestell des Windgenerators verbogen war und der Propeller streifte. Es wurde notdürftig gerichtet, aber mehr war bei dem starken Wellengang nicht zu machen. Als es hell war, versuchten Reinhold und Dieter die defekte Kompassbeleuchtung zu reparieren. Die Dioden wurden durchgemessen, neu verlötet und bei Regen und Wellengang wieder eingebaut. Das Groß war zwischenzeitlich ganz heruntergeholt worden, das Besan bekam ein Reff eingebunden und trotzdem liefen wir mit 10 – 12 kn. Da das Steuern für mich wieder mal zu schwer war, kümmerte ich mich um das Essen. Der Kartoffeltopf musste während der ganzen Kochzeit festgehalten werden, denn das Schiff hatte eine arge Schräglage. Aber die Männer waren dankbar für eine warme Mahlzeit. Zu den Kartoffeln gab es Hausmacher Wurst und Fisch aus Dosen. Zwischenzeitlich bauten sich die Wellenberge immer mehr auf, teilweise ca. 5 m, und mir war etwas mulmig zu Mute. Wolfgang tröstete mich und meinte, der Moby Dick würde es großen Spaß machen, wenn sie so laufen könnte. Das Ergebnis war: Wir legten an diesem Tag rekordverdächtige 201 sm zurück. Nach einem Abendessen mit heißen Würstchen legten wir uns in unser „U-Boot“ zum Schlafen, denn das Vorschiff war ständig von Wasser überspült.

Mittwoch, 20. September 2000

Als wir um 5.00 Uhr zur Wachablösung hoch kamen, war der Himmel klar und der Wind hatte sich etwas gelegt. Die Wellen waren zwar immer noch sehr hoch, aber es ließ sich leichter steuern, so dass ich auch wieder das Ruder übernehmen konnte. Zwischendurch kochte ich Kaffee, den wir in der Morgenstille genossen und der uns wärmte. Beim Wachwechsel deutete sich ein schöner Sonnenaufgang an und ich blieb mit gezücktem Fotoapparat an Deck. Leider schoben sich ein paar schwarze Wolken dazwischen, aber es sah doch sehr schön aus. Der Wind hatte sich etwas gelegt und wir konnten alle Segel wieder setzen. Nach dem Frühstück beschloss ich den Versuch zu wagen, im Backofen des Petroleumofens Brot zu backen. Der Brenner zündetet auch sofort und schon bald durchzog ein Duft von frisch gebackenem Brot das Schiff. Leider hatte der Herd nur Hitze von unten, so dass das Brot oben noch nicht knusprig braun war, aber unten schon fast zu braun. Plötzlich stellte Heiner fest, dass er ja Küchendienst hatte. Nach kurzem Überlegen entschied er sich für Schweinegeschnetzeltes mit Nudeln und zum Nachtisch Obstsalat. Es wurde wieder ein perfektes Mittagessen an Deck. Da die Temperaturen in die Höhe gingen und die Sonne sich hervorwagte hatten, stellte sich schon fast ein „Karibik-Feeling“ ein. Um 16.00 Uhr hatten wir Wache. Ich beschloss ein Sonnenbad am Ruderstand zu nehmen und die ganzen vier Stunden zu steuern. Zum Abendessen sollte es das frische Brot mit Lachs geben und liebevoll zurechtgemacht Brote. Heiner verbrachte den ganzen Nachmittag in der Küche, um das zu realisieren. Doch plötzlich schwappte eine sehr große Welle durch das offene Küchenluk und machte die ganze Mühe zunichte. Ca. 50 l Wasser ergossen sich über die fertigen Brote, Heiners Hose und den Teppich! Heiner verlor nicht viele Worte, sondern meinte nur: „Der Trend geht sowieso zur Zweithose“. Es wurde aber alles noch perfekt. Das selbst gebackene Brot wurde feierlich angeschnitten und mit dem Lachs als Vorspeise gereicht. Danach gab es belegte Brote mit „frisch gewaschenen“ Paprika und Gurkenstückchen, garniert mit einem schönen Sonnenuntergang. Um 22.00 Uhr lagen alle, außer der Wache in den Kojen.

Donnerstag, 21. September 2000

Während unserer Wache von 2.00 – 5.00 Uhr war es wieder sternenklar. Die See war ruhig und das Schiff problemlos zu steuern. Als wir nach 5 Stunden Schlaf um 10.00 Uhr wieder aus unseren Kojen kamen, war leider kein Kaffee mehr da. Als ich den gestern zum wiederholten male reparierten Petroleum-Kocher in Betrieb nehmen wollte, klappe es wieder nicht. Wolfgang war verzweifelt, es wollte später noch einmal danach sehen. Der Vormittag ging ohne Wind vorüber, der nasse Teppich wurde rausgehängt und Rasmus bekam Gin - Tonic mit der Bitte um etwas Wind. Zum Mittagessen gab es Bohnentopf mit Würstchen und zum Nachtisch Pfirsiche mit Himbeergeist. Der Versuch, die Genua zu setzen um etwas segeln zu können, war nicht von Erfolg gekrönt und sie wurde wieder eingezogen. Wolfgang und Lutz entdeckten endlich wo der Petroleum Tank abbläst und haben es versucht abzudichten. Zum Abendessen an Deck gab es Spargelsalat mit Käsewürfel, Wurststückchen und frisches Brot. Natürlich mit den passenden Getränken und einem schönen Sonnenuntergang.

Freitag, 22. September 2000

Während unserer Mitternachtswache war es sehr diesig. Da wir jetzt wieder in Landnähe waren, mussten wir verstärkt auf Schiffsverkehr achten. Um 0.30 Uhr sahen wir ein Licht in der Kimm. Es war das Leuchtfeuer der vor Madeira liegenden Insel Porto Santo. Um 9.00 Uhr hatten wir den Leuchtturm von Madeira querab. Und wir hatten Zeit, uns erste Eindrücke von der Insel zu verschaffen: Schroffe schwarze Felsen, sehr hügelig, ein Flugplatz auf Stelzen und viele kleine weiße Häuser mit roten Dächern. Um 12.00 Uhr erreichten wir den Hafen Funchal. Leider gab es keinen Anlegeplatz mehr und der Hafenmeister wies uns einen Ankerplatz im Vorhafen zu. Also starteten wir unser erstes Ankermanöver, was auch auf Anhieb klappte und statt Anlegerbier gab es ein Ankerbier! Die nächste Aktion war, das Dingi für den Landgang klar zu machen. Der Motor bereitete große Probleme und wollte nicht anspringen. Nach vielen Versuchen lief er endlich, ging aber immer wieder aus. Heiner und Heinz ließen sich zur ersten Informationstour an Land bringen und blieben sehr lange fort. Also beschlossen Wolfgang, Reinhold und ich ebenfalls rüber zu fahren um nach Duschmöglichkeiten zu suchen. Wir wurden sofort fündig – die einfachen, aber funktionstüchtigen Duschen waren direkt am Hafen. Für eine Kaution von 2000,- PtE bekamen wir einen Schlüssel dafür ausgehändigt. Nach unserer Rückkehr gingen auch die anderen duschen. Zum Abendessen beschlossen wir in die Stadt zu gehen, Lutz blieb freiwillig als Ankerwache zurück. Reinhold spielte den Fährmann, da wir ja nicht alle ins Beiboot passten. Als er bei der letzten Tour Heiner von Bord holen wollte, sprang der Motor nicht mehr an - es war kein Sprit mehr im Tank! Dieter ging auf die Suche ob er irgendwo Sprit auftreiben konnte. Zwischenzeitlich kam ein Junge vom Nachbarschiff um seine Eltern und Geschwister abzuholen. Nach einigen Verständigungsschwierigkeiten nahm er Reinhold samt Beiboot ins Schlepptau und brachte ihn zu unserem Boot. Als Reinhold mit vollem Tank und Heiner zurückkam hatte auch Dieter in einer ausgedienten Colaflasche Sprit organisiert, die blieb jetzt im Boot als Reservetank! Heiner führte uns nun durch die Stadt mit ihren kleinen Gassen, einen mit Blumen bewachsenen Bewässerungssystem und den sehr schön anzusehenden Markt- und Fischhallen mit einem breiten Angebot an Obst und Blumen. Weiter ging’s in die Altstadt, wo sich ein Lokal an das anderer reihte. Da es noch sehr früh und viele Tische frei waren, warben die Türsteher der einzelnen Lokale sehr intensiv um Gäste. Ich kam mir vor wie im Basar! Wir entschieden uns für ein kleines Restaurant bei dem man nicht so aufdringlich war. Die Speisen waren sehr gut und preiswert. Wir haben als Vorspeise Muscheln, Krabbencocktail, Sardinen oder Fischsuppe gegessen und als Hauptgericht Schwertfisch mit Banane oder Krabben. Wir haben mit 6 Personen, einschließlich 2 l Wein, 140,- DM bezahlt. Zurück an Bord tranken wir noch einen Absacker, dann ging’s ins Bett. Zum ersten mal seit 8 Tagen ohne Wellen, Wind und Motorgeräusch!

Samstag, 23. September 2000

Um 8.30 Uhr Ortszeit kamen alle so langsam aus den Federn gekrochen. Lutz und Dieter holte Brötchen, während ich das Frühstück zubereitete. Während unserem ausgedehnten Frühstücks an Deck und bei herrlichem Sonnenschein wurde das argentinische Segelschulschiff „Libertad“ in den Hafen geschleppt. Es war über die Toppen geflaggt und in den Rahen standen die Kadetten – ein toller Anblick! Während des Tages ging jeder seinen Neigungen nach. Reinhold und ich sind durch die Stadt gebummelt und haben vor allem die schönen Seitengassen in Augenschein genommen. Zum Abschluss genehmigten wir uns noch ein kühles Bier in Hafen-Bistro. An der Spitze der Hafenmole haben wir uns durch Winken bemerkbar gemacht, so dass Heinz uns mit dem „Wassertaxi“ abholen konnte. An Bord schauten wir bei Kuchen und Cappuccino den Jet-Ski-Fahrern zu, die dort eine nationale Meisterschaft austrugen. Später machten wir uns landfein, um zum Essen zu gehen, diesmal wollte Wolfgang an Bord bleiben. Der Rest der Truppe ging zielstrebig in der Altstadt auf das Restaurant mit dem Außengrill zu, was uns gestern schon ins Auge gefallen war. Das Ambiente gefiel uns sehr, und vor allen Dingen weil auch noch portugiesische Folklore live geboten wurde. Auch das Essen war hervorragend: Fischsuppe, die wirklich nach Fisch schmeckte, Garnelen, Avocados oder Salat. Als Hauptspeise wählten wir: Fischspieß mit Thun- Degen- und Tintenfisch, einen Red Snaper oder Fleischspieß. Anschließend ging es gleich wieder an Bord, um mit Wolfgang zusammen unter einem schönen Sternenhimmel noch einen „Gute-Nacht-Wein“ zu genießen.

Sonntag, 24. September 2000

Nach ausgiebigem Duschen und einem schönen Frühstück, setzte uns Lutz an Land, denn heute wollten wir die Insel erkunden. Heiner hatte einen Bus gemietet mit deutschsprachiger Führung. Lutz blieb freiwillig an Bord zurück. Als um 10.30 Uhr immer noch kein Bus in Sicht war (10.00 Uhr war verabredet), wurden wir langsam unruhig. Heiner ging in das Büro des Busunternehmens und kam mit der Nachricht zurück, dass durch ein Missverständnis der Bus erst für morgen geordert war! Nach kurzer Beratung und einem Bier in Hafen-Bistro beschlossen wir, noch einen Tag länger in Madeira zu bleiben und morgen die Besichtigungstour zu starten. An der Mole angekommen wollten wir Lutz anrufen, dass er uns mit dem Beiboot abholt. Uns blieb vor Schreck fast die Luft weg – die Moby Dick schwamm durch das Hafenbecken, Lutz stand am Steuer und ein zweiter Mann war bei ihm an Bord! Wolfgang war ganz bleich und wir hielten ein Schlauchboot an, das gerade zu seinem Schiff fahren wollte und baten die Besitzer, Wolfgang und Reinhold zur Moby Dick überzusetzen. Die beiden und Lutz kamen nun mit unserem Schiff an den gerade frei gewordenen Anleger der Tankstelle um uns abzuholen. Und da wir gerade einmal da waren, beschlossen wir auch gleich zu tanken. Währenddessen erzählte uns Lutz was passiert war: Der Wind hatte gedreht und aufgefrischt so dass der Anker slipte, und die Moby Dick auf ein benachbartes Schiff zutrieb. Zum Glück bemerkte der Eigner das Problem, und kam Lutz zu Hilfe .Wir waren übereinstimmend der Meinung, dass es eine glückliche Fügung war, dass es mit dem Ausflug nicht geklappt hatte. Während des Tankens und Wasserfassens ging ich an Land um Geld zu wechseln, denn der Tankwart wollt nur Bargeld oder Scheck akzeptieren. Zwischenzeitlich hatten die Männer beschlossen, heute Mittag an Bord etwas zu kochen und heute Abend Essen zu gehen. Während Heinz und ich Semmelknödel mit Pilzsahne zubereiteten, legten die anderen ab und versuchten wieder zu ankern. Dies gestaltete sich als sehr schwierig, der Anker wollte einfach nicht halten. Beim dritten Versuch klappte es endlich, aber so richtig glücklich waren wir alle nicht. Reinhold, Dieter und Heinz sagten es gerade heraus, dass sie am liebsten weiterfahren würden, denn man hätte ja keine Ruhe wenn der Anker nicht richtig hielt. Wolfgang war auch sofort dafür und selbst Heiner, der ja die Kosten für den Busfahrt vorgelegt hatte, meinte es wäre besser, denn bei dem Wind könnten wir wenigstens segeln. Das Auto wollte er von seiner Tochter in Deutschland per Fax stornieren lassen. Nach dem Essen lichteten wir den Anker und um 17.00 Uhr waren wir unterwegs in Richtung Teneriffa. Alle drei Segel wurden gesetzt und wir liefen mit 8-9 kt. Zum Abendessen machte Lutz „Strammen Max“, wobei Reinhold und ich streikten, denn wir waren noch satt von unserem guten aber späten Mittagessen. Unsere Wache von 11.00 Uhr bis 02.00 Uhr verlief ruhig.

Montag, 25. September 2000

Um kurz nach 03.00 Uhr weckte Wolfgang ganz aufgeregt den Reinhold weil der Motor nicht anspringen wollte. Es muss auch immer Nachts etwas passieren! Reinhold machte sich auf die Fehlersuche und stellte fest, dass die eine Batterie, die den Motor starten konnte total leer war. Die zweite hatte zwar noch etwas Power aber mit der konnte man den Motor nicht starten, was aber nirgendwo stand. Reinhold überbrückte die beiden Batterien und schon sprang der Motor an. Wolfgang hätte Reinhold am liebsten umarmt, denn wir durften gar nicht daran denken, wenn der Motor nicht angesprungen wäre als das Schiff im Hafenbecken trieb! Nach einer Mütze voll Schlaf hatten Reinhold und ich um 8.00 Uhr wieder Wache (ich habe natürlich auch nicht geschlafen, denn durch meinen Kopf gingen die Gedanken: Was ist wenn….. ..ich war noch nie so froh ein Motorgeräusch zu hören!!) Ein wunderschöner Sonnenaufgang entlohnte uns für die ereignisreich Nacht. Der Wind wehte recht beständig, so dass wir gut segeln konnten. Um 12.00 Uhr sahen wir die kleine unbewohnte Insel „Silvage grande“ vor uns und ein Segler kam uns in der Ferne entgegen. Heute wollte ich zum zweiten mal Brot backen, zeitgleich begann ich mit dem Zubereiten des Mittagessens. Da der Backofen nun auch „Oberhitze“ hatte, wurde die Kruste des Brotes etwas fester. Die Tortellini in Schinken-Sahne-Soße wurden wieder auf dem „Sonnendeck“ eingenommen und als Nachtisch gab es Pudding mit Schuss. Gegen Abend ließ der Wind nach und vor dem Dunkelwerden holten wir die Segel ein und fuhren unter Motor weiter. Der Sonnenuntergang war fast perfekt, nur ein paar kleine Wölkchen am untern Rand. Als Zugabe sahen wir noch ein wunderschönes Abendrot. Während der Wache von 20.00 Uhr bis 23.00 Uhr steuerte ich fast alleine und Reinhold „spielte“ am Computer.

Dienstag, 26. September 2000

Als wir unsere nächste Wache um 8.00 Uhr morgens antraten war die Stadt Santa Cruz auf Teneriffa schon querab. Die Stadt liegt im Nordwesten der Insel. Wir mussten die ganze Ostküste entlang fahren, um die Südspitz herum bis zum Hafen Puerto Colon. An der Südspitze konnten wir noch einmal die Genua hochziehen und bis fast vor den Hafen segeln, zum Schluss aber nur noch mit zwei Knoten. Die Küste von Teneriffa schwarz und karg. In der Nähe der Häfen türmten sich die Hotelburgen und ich glaube, ich werde keinen Urlaub auf Teneriffa machen. Um 12.30 Uhr erreichten wir den Hafen, wir bekamen zwar Kontakt zum Hafenbüro aber keine Anweisungen. Also machten wir erst einmal an der Tankstelle fest. Im Hafenbüro sagte man uns, dass absolut kein Anlegeplatz für uns da sein und ankern sei nicht möglich. Auch in den anderen Häfen auf Teneriffa gab es keine freien Plätze. Die einzige Möglichkeit gab es noch auf der Insel Gomera, wo wir uns einen Platz reservieren ließen. Lutz bereitete derweil das Mittagessen zu – Kartoffelsalat und Würstchen, und wir fanden, dass wir auf Teneriffa gut gegessen hatten! Nach einer kurzen Überfahrt erreichten wir um 17.00 Uhr San Sebastian, einen kleinen Hafen auf Gomera. Sie ist eine der kleineren Kanaren-Inseln die noch keinen Flughafen besitzt, deshalb hat der Tourismus sie auch noch nicht so überrollt. Der Hafen war neu angelegt und bot an Stegen Platz für viele Schiffe. Für uns war ein Anlegeplatz am Kopf eines Steges reserviert. Die Einfahrt rückwärts war etwas schwierig, aber Wolfgang meisterte die Situation und ein freundlicher Hafen meister nahm die Leinen an. Nachdem alles fest vertaut war und wir unser Anlegerbier getrunken hatten, schauten wir uns um und stellten fest, dass wir es ganz gut getroffen hatten. Der Hafen lag in einer Bucht, umrahmt von schroffen Felsen, in die ein paar neuere Häuser gebaut waren. Die Hafenmeisterei war sehr freundlich und hilfsbereit und zeigten uns unter anderem die sehr sauberen und modernen Sanitäranlagen. Heiner machte wie immer den Vorreiter in Sachen Essen und Kultur und hatte zwei Lokale empfohlen bekommen, in denen man gut zu essen bekommen sollte. Wir nahmen am Marktplatz erst mal einen Drink und wanderten dann durch die verschlafenen Gässchen. Es war alles vorhanden was man so braucht: Supermärkte, Bäckereien, Drogerie, Autohäuser usw. Die beiden empfohlenen Lokale hatten zu, aber wir fanden ein ganz uriges Lokal unter Palmdächern in dem wir sehr gut gegessen haben: Als Vorspeise bestellten wir Fischsuppe (sehr gut), Schinken mit Melone, Salat. Als Hauptspeise aßen wir Kaninchen in Knoblauch, Fisch oder Steak, dazu „Vino Bianco de la casa“.

Mittwoch, 27. September 2000

Am nächsten Morgen fuhren Dieter, Wolfgang, Heiner und Heinz mit einem Mietwagen über die Insel und in den Nationalpark. Lutz machte einen Badetag und Reinhold und ich schlenderten nochmals durch die Stadt und erstanden in einem Handarbeitsgeschäft ein schönes Mitbringsel: Drei Holzrahmen mit Taue verbunden und maritimen Motiven. Eine Kirche, die sehr schön ausgestattet war und in der Christoph Columbus schon um himmlischen Beistand für seine Überfahrt in die neue Welt gebetet hatte und eine Kapelle luden zum Verweilen ein. In einem alten Park stand ein noch sehr gut erhaltener Turm, ebenfalls aus der Zeit von Christoph Columbus. Zur Mittagszeit setzten wir uns in die Bar direkt am Hafen und tranken frisch gepressten Mangosaft und aßen Tapas: verschiedene frittierte Bällchen, marinierte Fische, Tintenfisch- und Thunfischsalat. Wieder zurück an Bord befreiten wir das Schiff vom Salzwasser, denn zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise hatten wir Zeit und Gelegenheit dazu. Bei meinem anschließenden Rundgang entdeckte ich einige schöne Fotomotive- z.B. drei Felsen die aus dem blauen Wasser ragten, oder von einem etwa höher gelegenen Aussichtspunkt, die Moby Dick im Hafen. Am Abend, als die anderen von ihrer Tour zurück waren (sie waren ganz begeistert), gingen wir wieder zum Essen ins Städtchen. Diesmal kehrten wir in das Lokal „Vier Kamine“ ein, einem von außen sehr unscheinbarem Lokal, das innen sehr nett eingerichtet war. Wolfgang lud uns zum „Kapitäns Dinner“ ein und bedankte sich damit für den schönen Törn und das gute Zusammenspiel an Bord. Auch wir betätigten ihm das er ein hervorragender Skipper sei und wir jederzeit wieder gerne mit ihm segeln würden. Es gab als Vorspeise Pilze in Knoblauch, Avocado mit Krabben oder Salat. Als Hauptspeise wählten wir Steak mit Pfeffersoße, Garnelen, Krabben oder Fischfilet, das Ganze wurde natürlich wieder Wein des Hauses heruntergespült.

Donnerstag, 28. September 2000

Wir gingen den Tag gemütlich mit einem schönen Frühstück an. Anschließend ging jeder seinen Neigungen nach. Ich konnte Dieter und Heinz dafür gewinnen, mit mir auf den Berg zu steigen. Dieter wollt ganz nach oben zum „Parador“. Dies ist eine historische Stätte die von der Spanischen Regierung aufgekauft und in ein luxuriöses Hotel umgebaut wurde. Das Ambiente war schon toll und erst der dazugehörige Park! Alle Blumen und Pflanzen dieser Region blühten hier in üppiger Fülle. Und, Dieter sei Dank, der Blick auf Hafen, Stadt und Küste war toll. Wieder im Hafen angekommen, habe ich in der Badebucht noch eine Runde geschwommen, was sehr erfrischend war. Im schwarzen Sand des Lavagesteins habe ich mir beim an Land gehen fast die Füße verbrannt. Zum Abendessen wollten wir an der kleinen Bar im Hafen Tapas essen. Leider hatten sie nicht mehr so viel für uns alle, so dass wir das Lokal wechseln mussten. Dort gab es leider auch keinen frisch gepressten Papaya-Saft. Schade, das wäre noch mal ein schöner Abschluss gewesen. Um 19.45 Uhr hieß es „Leinen los“ und wir verließen die „Glückliche Insel“ wie Dieter sie nannte. Als wir den Hafen hinter uns hatten, wurden erst einmal Segel gesetzt, so dass wir zunächst mit 8 kt. vorwärts kamen. Aber schon bald schlief der Wind ein und wir mussten mit Motor weiter fahren.

Freitag, 29. September 2000

Als wir nach unserer Abendwache im Bett lagen, frischte der Wind und vor allen Dingen die Wellen sehr auf. Zu allem Unglück kam der Wind von vorne und das Schiff stampfte und es tat Schläge, dass an Schlafen nicht zu denken war. Zweimal kamen die Sachen aus der oberen Koje trotz Kojensegel auf den Boden geflogen. Es war, als wollte Rasmus uns noch einmal zeigen welche Gewalt er hatte. Um 8.30 Uhr erreichten wir den Hafen Puerto de Morgan auf Gran Canaria. Der Hafenmeister wies uns einen Platz direkt am Hafenbüro an, mit dem Bug zur Pier. Da die Kaimauer sehr hoch war, musste man, wenn man an Land wollte, wie ein Akrobat übers Seil tanzen, das ging natürlich immer nur zu zweit. Zum Frühstück organisierte Lutz frische Brötchen und richtete Wurst, Schinken, Tomaten, Melone usw. auf diversen Tellern schön an. Wir ließen es uns schmecken und freuten uns über die gute Ankunft in unserem Zielhafen. Dann schauten wir uns im Hafen um – er war eigentlich sehr schön gelegen, aber Freitags gab es immer einen Markt, dass heißt alle Straßen, Gässchen und der ganze Hafen war voll mit Ramsch-Ständen ( Gummibänder; Unterhosen, Plastiktischdecken usw.) Es legte eine Fähre nach der anderen an und schüttete Touristen aus den ganzen Bettenburgen der Umgebung vor unserer Nase aus. Wir machten trotzdem einen Rundgang durch dem Hafen. In den Lokalen wurde „Eduscho Kaffee“ und „heute hausgemachte Frikadellen“ angepriesen. Selbst zwischen der zweiten und dritten Häuserreihe rund um den Hafen waren noch Stände mit „Kram“ aufgebaut und jede Menge Leute. Es war schrecklich! Reinhold und ich versuchten ausfindig zu machen, ob ein Bus zum Flughafen fuhr. Es gab zwar eine Verbindung, aber der Weg zur Haltestelle war sehr lang (und das mit unserem Gepäck!), außerdem hätten wir noch einmal umsteigen müssen. Also entschieden wir uns für ein Taxi. Weil uns der Betrieb im Hafen nicht gefiel, zogen wir uns schnell wieder an Bord zurück. Wolfgang wollte nach das verbogene Rohr der Windanlage begradigen – also letzter Arbeitseinsatz an Bord: Ernst sollt doch ein intaktes Schiff vorfinden. Später schauten wir bei einem kühlen Bier an Bord den Menschenmassen zu, wie sie mir den Fähren wieder in ihre Hotels fuhren. Nachdem auch die meisten Stände wieder verschwunden waren, sahen wir auf einmal wie schön der Hafen eigentlich war! Bei unserem Rundgang am Abend fanden wir einen Platz mit Brunnen, um den sich einige nette Lokale gruppierten. Wir entschieden uns für eines, bei dem man gut draußen sitzen konnte. Ich bestellte mir Muscheln als Vorspeise und gebackenen Tintenfisch als Hauptgericht. Die anderen genossen auch zum letzten mal frischen Fisch. Der Wein war sehr gut und wir tranken reichlich. Der „Seiltanz“ zurück an Bord war schwierig und wir brauchten alle ein paar hilfreiche Hände. In der lauen Abendluft tranken wir an Deck noch einen Schlummertrunk und dann ging es zum letzten mal in unsere Kojen.

Samstag, 30. September 2000

Nach einem nicht so ausgiebigen Frühstück (das Reisefieber hatte uns gepackt) verstaute jeder seine persönlichen Sachen. In jeder Kammer konnte das immer nur einer machen, weil der Platz nicht ausreichte. Die anderen machten derweil „Rein Schiff“. Gegen 12.00 Uhr kamen dann unsere Taxen, die uns zum Flughafen bringen sollten. Nach einem Gruppenfoto vor der Moby Dick und einem Dank an Wolfgang, der ja noch weiter an Bord blieb, verabschiedeten wir uns schweren Herzens von der Moby Dick, dann ging es los. Wir fuhren an der Küste entlang vorbei an vielen Bettenburgen und wenig natürlich gewachsenen Ortschaften und erreichten nach einer Stunde den Flughafen. Nachdem wir die Koffer aufgegeben hatten vertrieben wir uns die Zeit mit Essen, Trinken und Geschäftebummel. Als die Maschine aus Frankfurt landete, konnten wir Ernst und Familie Wolters noch winken. Unser Flug zurück verlief ruhig, allerdings hatten wir wegen des Gegenwindes eine Stunde Verspätung.

Ein schöner Törn mit vielen aufregenden Ereignissen war zu Ende. Wir legten insgesamt 1734 sm zurück, davon 921 sm unter Segel. Wir waren 9 Tage und 18 ¼ Stunden auf See, was eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,4 sm ergibt.

berichte/2000/segeltoern_von_brest_nach_gran_canaria.txt · Zuletzt geändert: 14.05.2012 10:48 Uhr von Reinhold Mucha

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